Impuls in besonderen Zeiten – Nr. 61
Eine Urlaubswoche in den Herbstferien hat mich nach Andalusien geführt (diesmal also nicht per Rad). Grandios die Zeugnisse früherer Epochen, v.a. aus der maurischen Zeit. Über mehrere Jahrhunderte hinweg (in manchen Regionen kürzer, in manchen länger) war ein tolerantes Miteinander von Muslimen, Christen und Juden möglich und Alltag. In späteren Zeiten leider schlug dies um in Ausgrenzung und Vertreibung Andersgläubiger. Aber zumindest in Teilen hat sich die Erinnerung an diese Zeiten auch baulich erhalten. Mir fiel auf, dass es oft Tore, Durchgänge oder Fenster sind, die besonders verziert und hervorgehoben sind – wie es hier ein Beispiel von der bedeutenden Mezquita-Kathedrale (also früheren Moschee und heutigen Kathedrale) Cordobas zeigt.
Das kommt nicht von ungefähr, sind doch solche Durchgänge selten nur praktische Notwendigkeit, ein Innen und ein Außen in Verbindung zu bringen. Bei solchen Toren wird ein Hindurchgehen gleich mit Bedeutung aufgeladen, ein reich verziertes Fenster „macht etwas“ mit dem Blick, den wir durch es werfen. Für mich Anlass, Tore und Durchgänge unserer Tage daraufhin anzuschauen, welche davon wir besonders zieren und ehren wollen (und wie):
Vielleicht ist es für einige auch heute das Tor einer interkulturellen oder interreligiösen Begegnung, wo ein Verstehen gelingt und im Miteinander Fremdheit abgebaut werden kann.
Aber auch dort, wo z.B. innerkirchlich Menschen mit divergierenden Ansichten nicht in ihren „Blasen“ verbleiben und sich selbst bestärken, sondern wo Dialog gewagt wird (und hoffentlich Früchte trägt), so ist der Durchgang solch eines gewagten Schrittes jede Zierde wert!
In unserer Pfarrei denke ich auch an das Tor, das wir aufstoßen mit der Neuaufstellung der Gremien, der Neuwahl im Kirchenvorstand und der neuen Struktur des Pfarrgemeinderats und dem neu zu beschreitenden Zueinander mit den diversen Teams, die sich vor Ort oder um Themen herum bilden.
Und nicht zuletzt denke ich bei Durchgängen in diesen Tagen auch an das Gedenken unserer Verstorbenen, das im November seinen besonderen Platz hat. Wir erinnern uns derer, die den Transitus vollzogen haben (als Transitus, Übergang, wird das Sterben des Hl. Franziskus traditionell bezeichnet!).
Ob von all diesen Durch- und Übergangen unserer Tage noch Jahrhunderte später Menschen Erinnerungsfotos machen werden? Wohl kaum. Aber das sollte für uns kein Grund sein, diesen Durchgängen in unserem Leben keine Beachtung zu schenken, sie nicht gebührend zu zieren…
…meint mit frohem Gruß und besten Wünschen
Pfr. Thomas Köster