Impuls in besonderen Zeiten - Nr. 53

Gedanken zur "Herzkammer unseres Glaubens"

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

in Kunstausstellungen herrscht eigentlich fast immer Ruhe. Besinnliche, gebannte, teils ehrfürchtige Ruhe, die das Betrachten der Kunstwerke begleitet. Bei einigen Ausstellungen des deutschen Künstlers Thomas Bayerle ist das mitunter anders. 2017 in München und auch bei der Documenta in Kassel 2012 bestand seine Installation aus einem ganzen Park von Verbrennungsmotoren, die in ihren ganz eigenen Tönen und Rhythmen den Raum erfüllten. Laufende Automotoren, die – wie ein Kommentator das nannte – den Blick auf das „Herz der modernen Mobilität“ freilegten.

Und in das Brummen der Motoren mischen sich dann und wann auch andere Töne. Immer wieder auch liturgische Gesänge: man hört ein „Ave Maria“ oder ein „bitte für uns“ im Takt eines Scheibenwischer-Motors. In die ständige Wiederholung der Motoren, die Herzkammer der mobilen Gesellschaft, mischen sich die Rhythmen des Gebets, die Herzkammer der Spiritualität.

Das heutige Hochfest „Herz Jesu“ stellt uns die Frage, wie es um die Herzkammer unseres Glaubens bestellt ist. Wie die Rhythmen des Gebets mit den Rhythmen unseres Alltags zusammenklingen, wie sie Neues, Unerhörtes hörbar machen. Wie sie teilweise den Rhythmus des Alltäglichen unterbrechen und uns die Frage stellen und an jene Erfahrung erinnern, die in der Emmaus-Geschichte angelegt ist: „brannte uns nicht das Herz“ (Lk 24,32)? Geht es Dir zu Herzen, was Du hörst?

Während manche Formen der Herz-Jesu-Frömmigkeit, deren Konjunktur in der katholischen Kirche insbesondere auf die frühe Neuzeit zurückgeht, heute wie aus der Zeit gefallen wirken, geht doch der Kern dieser Frömmigkeit im wahrsten Sinne sehr zu Herzen, lenkt das Fest doch unseren Blick darauf, dass Leben, Botschaft sowie Leiden und Sterben Jesu gerade deutlich machen, dass Gott uns Menschen herzlich zugewandt ist. Der Gott, von dem die Herz-Jesu-Frömmigkeit kündet, ist ein Gott, dem das unser Leben zu Herzen geht, der uns in jedem Herzschlag nahe ist, der Herzen zueinander führt, Herzen erweicht und kranke Herzen heilt und der uns einlädt, herzliche, liebevolle Menschen zu sein und immer mehr zu werden. Und von dieser Grundüberzeugung her können dann die Rhythmen unseres Betens immer mehr den Rhythmus unserer Welt durchziehen, begleiten und prägen und sich in vielerlei Kreativität ausprägen.

Bleiben Sie behütet,

Alexander Jaklitsch, Pastoralreferent