Impuls Nr. 104

Kennen Sie Fritz?

Liebe Schwestern und Brüder,

Kennen Sie Fritz? Nein, ich meine weder ein gleichnamiges Getränkelabel noch die Zeche Unser Fritz in Wanne-Eickel. An diesem Wochenende läuft der 48. Fritz-Worfelmann-Preis und da wird der Fritz vergeben. Einige Stücke habe ich gesehen und kann sagen: Unbedingt noch kurzentschlossen am Samstag hin oder fürs nächste Mal merken! Ob jetzt das absurde Familien-Maskendrama oder die Kombination von Spiel mit Holzfigur und Operngesang (von Claude Debussy) das Rennen macht beim „professionellen Nachwuchs“ - oder eines der anderen Stücke, die ich nicht gesehen habe? Ich bin froh, es nicht entscheiden zu müssen und das Unvergleichliche nicht in eine Rangfolge bringen zu müssen. Inspirierend neben der Aura der Spielorte (u.a. Theaterrevier „bei uns“ auf der Prinz-Regent-Straße) und der fast familiären Atmosphäre beim Festival war (für den religiös unzweifelhaft Vorgeprägten) auch das eine oder andere Detail:

Wann haben Sie in der Öffentlichkeit zuletzt die Frage erlebt „Glauben Sie an Gott?“ Da das Opernstück in die Rahmenhandlung der religiösen Feier einer „(Frei-)Kirche der Leere“ eingebettet war, wo sich Menschen auf der Suche nach neuer Hoffnung treffen, wurden wir, das Publikum, im Wartesaal vorweg alle persönlich angesprochen und mit dieser Frage einbezogen. Und die französischen Gesangstexte wurden per LED-Anzeige übersetzt, mit der Folge, dass auch dem Verklingen der letzten Töne noch „Ehre sei dir, Gott“ im Übertitel eingeblendet blieb.

Besonders hängengeblieben bin ich aber schon im Programmheft bei einer anderen Wettbewerbskategorie: „erwachsene Amateure“. Das klang mir zuerst etwas despektierlich wegen der Assoziation von amateurhaft mit gut gemeint, aber leicht dilettantisch. Aber als mir einfiel, dass im wörtlichen Sinn ein Amateur eine Liebhaberei betreibt,  gefiel mir dies dann umso mehr. In diesem Sinn könnten auch wir Christinnen und Christen uns als Amateure des Glaubens und des Lebens verstehen. Und zum Beispiel solche gedanklichen Stolpersteine und Aha-Effekte im Alltag entdecken. Denn das gelingt wohl am besten als Amateur, als Liebhaber. Für die Einsicht sage ich: danke, Fritz!

Herzlich grüßt

Thomas Köster, Pfarrer